Blues,  Breathwork,  Entspannung,  Körpergefühl,  Liebe,  Meditation,  Selbstliebe,  Strategie

How to handle… eine Trennung.

Hallo liebe:r Kokospferdchenfreund:in,

das wird vermutlich mein persönlichster, für mich selbst auch mein bisher wichtigster Beitrag. Mit Sicherheit jedoch ist es der, der mir mit Abstand am schwersten fällt und dennoch am wichtigsten ist. Das Lesen lohnt sich für dich vor allem, wenn du

  • gerade Liebeskummer hast
  • in einer Beziehung steckst, die dich nicht erfüllt oder gar blockiert / runterzieht
  • dich gerne trennen würdest, es aber einfach nicht hinbekommst
  • Angst hast, dass dein Partner sich trennt, weil du denkst, du würdest dich davon nie erholen
  • jemanden kennst, bei dem etwas davon der Fall ist
  • einfach verstehen willst, warum sich jemand einfach nicht trennt, obwohl offensichtlich ist, dass es das Beste wäre
  • du jemanden in deinem Umfeld hast, dem es deshalb schlecht geht und du nicht weißt, wie du die Person am besten unterstützen kannst
  • dich einfach meine Geschichte interessiert.

Viel Spaß beim Lesen. Ich gebe mir Mühe, meine vielen Gefühle und Gedanken für dich zu ordnen. Vorab sei (mal wieder) erwähnt, dass ich keine Therapeutin bin, sondern hier meine Erlebnisse schildere und die Erkenntnisse, zu denen sie mich geführt haben. Es ist daher auch ein Erfahrungsbericht und keine wissenschaftliche Abhandlung. Wenn du das Gefühl hast, eine Situation nicht bewältigen zu können, wende dich bitte unbedingt an einen Therapeuten!

Die Geschichte

Vor 7 Jahren (jaja, das verflixte und so) kam ich mit einem Mann zusammen, den ich damals schon 7 (…) Jahre freundschaftlich kannte. Er steckte in einer schwierigen Situation, als wir uns verliebten, was mir nicht völlig klar war. Über die Zeit zeigte sich, dass er so seine Herausforderungen in Hinblick auf Konflikte und überhaupt auch einfach mit Beziehungen hatte. Mich überraschte das, wir kommunizierten das offen und selbst seine größten „Beziehungsaussetzer“ waren mir völlig begreiflich – ich liebte ihn sehr, kannte seine Geschichte und fühlte mit ihm. Es war offensichtlich, dass er bis über beide Ohren in mich verliebt war und die besten Absichten mit mir hatte. Er war sehr konfliktscheu, immer freundlich zu mir und sobald ich etwas zu beanstanden hatte, versprach er mir, daran zu arbeiten. Solange ich keinen Grund hatte, seine Gefühle anzuzweifeln, war für mich klar, ich würde mit ihm durch die Hölle gehen. Bis über die Jahre klar wurde, dass nur *ich* überhaupt in irgendeine Richtung ging. Er trat die meiste Zeit über auf der Stelle. Es blieb bei guten Absichten, aber das Leiden durch seine Verhaltensweisen, seinen inneren und äußeren Rückzug und seine Passivität nahm kein Ende, er änderte nichts Substanzielles. Ich konnte mich nicht trennen – denn ich liebte ihn und er war so herzzerreißend (!) großartig, wenn wir uns sahen.

Zeitgleich befand ich mich in Therapie, um meine Traumafolgestörung zu meistern. Ich litt unter enormen Verlustängsten, Panikattacken und sonst vielen Dingen, die das normale Leben schier unmöglich zu machen schienen. Die Kombination aus diesen Aspekten und einer solchen Beziehung entwickelte eine für mich (und ihn offenbar auch) unüberwindbare Dynamik. Die Therapie schritt gut voran und ich hatte immer mehr das Gefühl, zu mir selbst zu finden. Eigentlich hatte ich eher sogar das Gefühl, überhaupt erst ein „Selbst“ zu basteln. Rückblickend fühle ich mich, als wäre ich mein Leben lang eine Hülle gewesen und hätte sie während der Therapie langsam mit Substanz gefüllt. Das erforderte so viel Mut, Disziplin, Arbeit und streckenweise auch Opfer. Aber es war es eben einfach wert.

Es versetzte mich in die Lage, nach meinen persönlichen Sternen zu greifen. Es heißt, jeder Coach braucht einen Coach (oder Mentor). Und wie ich schon mal sagte, habe ich mir einen gesucht, um meinen dieses Jahr desolaten Gesundheitszustand ganzheitlich in den Griff zu bekommen. Ganzheitlich bedeutet eben auch, dass die Psyche mit einbezogen wird. Mein Wille, dieses Mentoring umzusetzen, war riesig. Endlich bergauf!! In meiner Zielsetzung: in allen Lebensbereichen. Ich setzte also über Wochen immer öfter die rosarote Brille ab und erkannte, dass ich an einigen Punkten in meinem nächsten Umfeld einfach keinen Wind unter den Flügeln bekam, so sehr ich mich auch bemühte. Ich hatte mir mein Wort gegeben. Endlich bergauf. Also habe ich mich getrennt. Trotz einer endlos großen Liebe. Für mich. Ich habe ihm über Jahre gesagt, weil ich ihn liebe, werde ich ihn immer unterstützen, mit allem, was nötig ist. Und endlich sehe ich, dass das gleiche umgekehrt gelten müsste. Und er tat nicht alles, was nötig war. Es hätte schon „alles in seiner Macht Stehende“ genügt. Aber das war es nicht. Also genügt mir diese Liebe nicht.

Es zerreißt mir das Herz – nicht umsonst habe ich Jahre für diese Entscheidung gebraucht. Ich bin im Überlebensmodus, eine Stunde nach der anderen vergeht, in der ich in diesem Schmerz untergehe. Warum? Weil ich weiß, wofür ich es tue und vor allem, weil ich weiß, dass es das Richtige ist.

Warum habe ich es dann aber nicht früher getan? Einige haben erwartet, dass ich das sage („Hätte ich bloß,…). Ist aber Quatsch. Ich hatte das Handwerkszeug nicht (siehe unten). Hätte ich auf all jene gehört, die mir vor einigen Jahren sagten, ich solle mich trennen, hätte es mich wohl so viel mehr gekostet als jetzt.

Trotzdem muss ich die Jahre, die mich das gekostet hat, betrauern. Und zwar tief. Die Erwartung vieler, dass unsere Gefühlswelt eindimensional sei, möchte ich an dieser Stelle enttäuschen: trotz dieser Trauer empfinde ich größte Dankbarkeit für die Zeit mit ihm und auch dafür, dass ich eine solch tiefe Liebe erfahren durfte. Trotz dieser Dankbarkeit bin ich noch unendlich wütend. Es ist ein nicht abreißender Gefühlscocktail. Aber jetzt weiß ich, wie ich damit umzugehen habe.

Warum trennen sich manche Menschen nicht früher? / Handwerkszeug

Dafür kann es so viele Gründe geben. Manchmal ist das Herz (noch) stärker als der Kopf und/oder der Leidensdruck (noch) nicht groß genug für eine Trennung.
Manchmal ist eine Liebe vielleicht keine Liebe, sondern eine (emotionale oder sonstige) Abhängigkeit, vielleicht sogar ohne, dass sie den Betroffenen bewusst ist – vielleicht ist es gar Trauma-Bonding und nicht Liebe. (Achtung, das kann von außen schwer beurteilt werden und gehört im Zweifel auch in die Hände von Therapeuten. Bitte gebt nicht dem Drang nach, irgendjemanden „diagnostizieren“ zu wollen und ihn oder sie „wachzurütteln“, weil ihr etwas darüber gelesen habt! Im Zweifel drängt ihr die betroffene Person nur in die Ecke und schadet damit.)
Manchmal haben wir vielleicht tatsächlich einfach das Handwerkszeug nicht. Was meine ich damit?

Wir brauchen gewisse Ressourcen, um uns aus einer engen Partnerschaft zu lösen. Das können zum Beispiel folgende sein:

  • emotionale Stabilität:
    • Ich weiß, dass ich mit meinen Verlustängsten umgehen und das Alleinsein aushalten kann. –> Ich verfüge über die Strategien dazu.
    • Ich weiß, dass der Herzschmerz vorübergeht und ich ihn bis dahin unbeschadet aushalten kann. –> Ich verfüge über die Strategien dazu.
    • Ich kann den Stress, den die Trennung verursacht, überstehen und habe (gesunde) Mittel, damit umzugehen.
    • Ich weiß, wer ich bin und sein möchte – auch ohne diesen Partner.
  • unter Umständen wirtschaftliche Stabilität (= Überleben ist ohne den Partner möglich)
  • soziale Stabilität (es gibt Menschen, die mich unterstützen können – emotional oder ganz konkret wirtschaftlich oder mit einem Schlafplatz, bis eine Wohnung gefunden ist,…)

An dieser Stelle liegt glaube ich auch für viele von außen das Verständnisproblem. Diese emotionale Stabilität liegt nicht (nur) in der Vernunft, sondern in unserer Persönlichkeit verankert. Sie fußt auf Erfahrungen, Prägungen, bewussten und unbewussten eigenen Mustern. Und solange wir nicht *spüren* (statt nur zu wissen), dass wir halbwegs gerüstet sind, ins kalte Wasser zu springen, geht die innere Kosten-Nutzen-Rechnung eben oft nicht in Richtung Trennung. Das Umfeld wundert sich dann („X weiß doch, dass die Beziehung nicht gut tut / schadet!“), warum trotz aller Klarheit keine vernünftigen Konsequenzen gezogen werden. Die Antwort ist so frustrierend wie erklärbar: weil die Trennung trotzdem nicht zwangsweise eine gute Idee sein muss. Vielleicht will sie vorbereitet sein.

Ich für meinen Teil bin sehr froh, dass ich mich vorher aufgepäppelt habe – mental, emotional und körperlich (Auch das muss natürlich nicht der richtige Weg für jede:n sein! Manchmal muss man auch einfach *raus*!). Ich brauchte auch das Gefühl, wirklich alles für diese Liebe getan zu haben – sonst würden mich die Schuldgefühle fressen. Und die Frage „Aber was wäre gewesen, wenn…?“, die ich mir jetzt nicht stellen muss.

How to …

Wie gehe ich also jetzt mit diesem Gefühlscocktail um? Was hilft? …und was hilft wirklich? – Eine Liste an Dingen, die mich gerade im Prozess unterstützen folgt. Vielleicht ist ja für dich auch etwas Hilfreiches dabei.

  • Dosiert ablenken. Sei es durch Arbeit, Freunde oder ein Hobby. Ich habe volle, aber keine übervollen Terminkalender. Das ist Absicht. Denn verschiedene Beschäftigungen bringen mir verschiedene Gefühle.
  • Dosiert drauf einlassen. Die Gefühle zulassen und verarbeiten – und zwar alle. Die Wut, die Trauer, die Ent(-)täuschung,… Das ist so wichtig. Was helfen kann:
    • Meditation ( = sitzen und aushalten. Wahrnehmen. Annehmen. Loslassen. Repeat. Falls du dabei Unterstützung möchtest, schau gern hier zum kostenlosen Erstgespräch vorbei)
    • Eine Runde weinen mit Musik.
    • Eine Runde weinen mit einem traurigen Film oder Buch (oder eben einfach so oder mit einer unterstützenden Person).
    • Die Gefühle aufschreiben und den Zettel verbrennen.
    • Mit Vertrauten darüber sprechen. (Oder, in Ermangelung solcher: im Internet eine Kummerkastenseite aufsuchen und anonym austauschen.)
    • Atemübungen (du weißt schon, auch für Breathwork-Einheiten darfst du gern zum kostenlosen Erstgespräch unverbindlich Hallo sagen) sind für mich ein sooo wichtiges Tool geworden, weil sie einen großen Einfluss auf unsere Gefühlswelt haben.
    • Naturaufenthalte. Im Wald kann ich allein sein und mich verbunden fühlen gleichzeitig.
    • Ich kann es nicht oft genug sagen: Wenn du dich von Gefühlen überwältigt fühlst und merkst, dass du dem nicht gewachsen bist, such dir bitte therapeutische Hilfe! Das ist keine Schande, sondern ein starker Schritt, den viele nicht wagen.
  • Mir klar machen, was ich vermissen werde und damit umgehen:
    • klar:
      • ihn persönlich bzw. die Person, die er war (denn auch er hat sich verändert! Das hat lange gebraucht zu realisieren.)
      • unsere 14 Jahre bestehende Freundschaft, von der ich wirklich gehofft hatte, dass sie bestehen bleibt.
    • aber auch:
      • die Facetten von mir, die er zutage gebracht hat –> Welche möchte ich weiter ausleben? Das ist möglich!!
      • die Interessen, die wir geteilt haben –> auch die kann ich weiterführen, auch wenn das anfangs seltsam oder hart sein wird.
  • Auf meinen Körper hören! Das ist für mich ein solcher Gamechanger.
    • Was brauche ich an gesunder Nahrung, damit ich so wenig wie möglich Nebeneffekte vom Weinen habe? Ich persönlich unterstütze mich mit viel frischem Gemüse, guten Ölen, Omega 3 und guten Aminosäuren.
    • Wie viel Ruhe brauche ich? –> Ich liege sehr früh im Bett und versuche egal wie mir die Möglichkeit für 8 Stunden Schlaf einzuräumen.
    • Wie viele Pausen brauche ich tagsüber? Gezielte Entspannungs- und / oder Yogaübungen geben mir Ruhe und Kraft.
    • Wie viel Bewegung brauche ich? Und welche? Mir tun gerade lange Spaziergänge gut. Und tanzen!
    • Zur Massage gehen. Entspannt, gibt Raum, lässt Oxytocin ausschütten,…

Was kannst du als Vertrauensperson einer betroffenen Person tun?

Das scheint für viele Menschen eine sehr schwierige Frage und Situation zu sein, deshalb greife ich es hier auf. Wie in den vorigen Zeilen vermutlich schon durchgeklungen ist, bin ich der Meinung, dass das soziale oder gar familiäre Umfeld eine wichtige Säule der Unterstützung darstellen kann. Natürlich gilt nicht alles, was ich jetzt an Gedanken teile, für jede:n. Deshalb ist mein erster Tipp aber auch…

  • Betrachte jede:n in seiner Individualität und schließe nicht von dir auf andere. Ich habe ja bereits aufgezeigt, wie viele Gründe es geben kann, sich nicht von jemandem zu trennen, und die sind von außen nicht immer ersichtlich und auch nicht immer nachvollziehbar. Nur weil du dich längst getrennt hättest oder jemanden kennst, bei dem es auch so war und der sich getrennt hat und jetzt glücklich ist, gilt das nicht unbedingt für die jetzt betroffene Person.
  • Natürlich bedarf es einer gehörigen Portion Geduld, sich die gleichen Dinge immer wieder anzuhören, aber letztlich hilft es manchmal eben, die gleichen Kreise immer wieder durchzugehen, bis man es selbst leid ist und dann tut es manchen Leuten gut, wenn das jemand mitmacht. Es versteht sich von selbst, dass du dabei auch deine eigenen Grenzen wahren und freundlich kommunizieren solltest.
  • Verschone die Person mit Ideen, wie der Trennungs- und Heilungsprozess ablaufen sollte…. Gefühle sind nicht für jeden gleich und auch nicht rational. Die Person, die sich trennen will / sich getrennt hat, ist vermutlich emotional gerade sehr geschwächt und verwundbar. Vorhaltungen, wie sie sich fühlen sollte, setzen jetzt nur zusätzlich unter Druck oder können sogar das Gefühl verstärken, nichts richtig machen zu können oder nicht gut genug zu sein,…
  • Wenn es ganz schlimm ist und eine Besserung in Sicht, darf imho auch hier die vorsichtige Idee therapeutischer Begleitung in den Raum geworfen werden, vielleicht mit einem Hilfsangebot: „Wir könnten gemeinsam jemanden suchen, … . Ich kann dich gern dort hin begleiten, wenn du das möchtest.“
  • Im Zweifel ist hier wie überall der Schlüssel die Kommunikation: frag einfach, was gebraucht wird. Du könntest etwas anbieten wie: „Was brauchst du gerade? Möchtest du, dass ich einfach zuhöre? Oder lieber Ratschläge gebe? Sollen wir einfach nur still sitzen und du kannst dich ausweinen?“… Gemeinsam einen Film schauen oder spazieren etc. kann auch eine gute Idee sein. Vielen Menschen fällt das Essen in solchen Phasen schwer, da darf man sich meiner Meinung nach gern an Sheldon Cooper orientieren und ein Heißgetränk servieren oder gar eine kräftigende Mahlzeit.

Fallen dir noch andere Maßnahmen ein? Vielleicht kehre ich ab und an zu diesem Artikel zurück und weite ihn aus, letztlich sind wir ja so gut wie alle mal von dieser Thematik betroffen. In jedem Fall wünsche ich dir (und mir), dass du gut durch den Prozess kommst und dich bald besser fühlst. ♡

Deine Jessie von Coconuts & Horses 🥥🐴

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