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Über Angst, Mut – und Anker!

Angst auf dem Pferd

Wer mir auf Insta folgt, hat in den letzten Tagen schon mitbekommen, dass ich mir eine kleine (große) Aufgabe gestellt hatte. Ich war gestern auf einem Tagesritt. Und das nach erheblicher Reitpause und mit wenig aktueller Reiterfahrung (meine Ausritte mit drei Gängen liegen Jahre zurück…). Aber ich hab ja neuerdings beschlossen, auf mein Können zu vertrauen, und bin mitgekommen. Nicht zuletzt, weil ich ja zu Ängsten, Panikattacken und dergleichen sehr neige, war für mich der Ritt ein Meilenstein. Meine heimliche Hoffnung war, dass die Dauer des Ritts die Dauer meiner Ängste übertreffen würde. Und vielleicht noch besser: dass ich irgendwann so erschöpft sein würde, dass für Angst kein Raum mehr wäre.

Diese Rechnung ging voll auf. Ich ritt Filou, der die meiste Zeit über ein völliges Verlasspferd ist. Und hatte durchaus einige Angstmomente, konnte mich aber immer selbst wieder beruhigen und mich erinnern, dass ich ein anderes Leben führen möchte als bisher und dafür nun auch anders – nämlich mutiger – handeln müsse. Ich kenne nur wenige Reiter, die mit Depression und / oder Angstzuständen zu kämpfen haben. Daher kann ich mir vorstellen, dass viele von euch beim Lesen sich jetzt fragen, was das soll. „Angstreiter“ hingegen verstehen vermutlich ziemlich genau, wovon ich rede. Man muss nicht unbedingt den „klischeehaften“ traumatischen Reitunfall gehabt haben, um Angstzustände zu bekommen. Manchmal reicht ein Trauma aus einem völlig anderen Lebensbereich oder ein Gefühl des Kontrollverlusts und der Machtlosigkeit (deshalb habe ich auch die Depression eben aufgezählt), damit ein Mensch blockiert. Häufig sind die Ursachen noch viel komplexer oder tief liegender, als man (selbst) denkt. Und beim Reiten ist das natürlich doppelt blöd, denn man muss ja entspannt sein, damit das Pferd entspannt ist. Im Regelfall weiß das auch der Reiter und verkrampft umso mehr, wenn er seine eigene Angst bemerkt. Das Problem ist also auch die Angst vor der Angst!


Was kann man unternehmen? Woher nimmt man Mut? 

Solltest du ein Angstreiter sein, kannst du dich hieran ein wenig orientieren und ausprobieren was für dich passt:

  1. Mach dir klar: Du fürchtest deine eigenen Gefühle! Du hast Angst vor der Angst. Wenn du das weißt, hast du schon viel gewonnen. Denn diesen Aspekt kannst du – mit etwas Übung – kontrollieren. Danach wird alles halb so schlimm.
  2. Erarbeite dir Kompetenz, aber überfordere dich nicht. Das heißt: Besuche Reitstunden, die deinem Tempo entsprechen. Solltest du merken, dass du nicht richtig vertrauen aufbaust, trainiere das alternativ. Du kannst zum Beispiel
    • Bodenarbeitsstunden nehmen, damit du Pferde besser einschätzen lernst. Falls du ein eigenes Pferd hast, lernt ihr dadurch auch bereits besser zu harmonieren und euch gegenseitig zu vertrauen. Die beste Voraussetzung für angstfreies Reiten!
    • deinen Körper ohne Pferd trainieren. Mach Übungen für Koordination, Balance, Kondition. Das baut Stress ab, stärkt dein Körpergefühl und hilft dir, dich selbst realistischer einzuschätzen.
    • deinen Geist ohne Pferd trainieren: lerne zu meditieren, zu visualisieren, auf Knopfdruck zu entspannen.  Das ist Übungssache. Jeder kann das! Auch du! Viele denken, man müsse „der Typ dafür sein“, aber das stimmt nicht. Entspannung ist im Menschen angelegt. Sie ist notwendig für uns und Teil unseres „Systems“. Wir träumen genau deshalb („Psychohygiene“!) und auch unser Hormonhaushalt basiert auf einem gleichmäßig Wechsel zwischen Spannung und Entspannung. Wie alles an uns, lässt sich das trainieren und optimieren. 🙂 (Und von Angstreiter zu Angstreiter: Wenn ich (!!) das kann, kann es wirklich jeder.)
  3. Schau dich nach Unterstützung um: Sollte deine Angst wirklich stark und unbesiegbar zu sein scheinen, musst du für dich eine erste Unterscheidung treffen. Die Frage lautet: Brauche ich einen Therapeuten oder einen Coach? An beidem ist nur Gutes. Die Unterscheidung ist in erster Linie eine gesetzliche: Wenn dein Leiden so groß ist, dass es für dich nicht mehr gesund ist, dann solltest du erstmal bei einem Therapeuten vorsprechen. Falls du dir unsicher bist, ob das der Fall ist, kann dir dabei auch dein Hausarzt helfen. Ein Therapeut kann dir helfen, tiefer liegende Gründe zu entdecken und dir Strategien an die Hand geben, diese Mechanismen auszuhebeln. Nach der Therapie oder falls gar keine nötig ist, empfehle ich wärmstens einen Heilpraktiker oder einen guten Coach. Wenn die Chemie nicht direkt stimmt, gibt nicht auf. Es gibt eine Menge kompetenter Coaches da draußen, die jeden Cent wert sind! Sie können mit dir arbeiten und dir die besten erprobten Tipps geben, um mit ungewollten Gefühlen oder gar Situationen bestens umzugehen. Die Freiheit, die du dadurch gewinnst, ist unbezahlbar!

Im Übrigen hat mich gestern das gleiche „gerettet“. Wir ritten einen Teil der Strecke im Bach, damit sich die Pferde etwas abkühlen konnten (es war ja soooooo warm – und herrlich!!). Das hatte ich schon etwa zehn Jahre lang nicht mehr gemacht. Kurz vor dem „Herausklettern“ aus dem Bach zu Pferd bekam ich eine leichte Panikattacke. Ich bremste Filou zum Stillstand, was die Sache verschlimmerte, da die anderen Pferde schon draußen waren und wir allein im Bach standen. Meine Begleitung Christine sprach mir Mut zu. Ich spürte, wie mein Körper „dicht machte“ und komplett verkrampfte. Keine gute Voraussetzung für ein Sprüngchen zu Pferde. Das wusste auch ich und ich machte noch mehr dicht. Glücklicherweise sind Christine und ich beide ausgebildete Entspannungstrainer und haben bereits öfter Trancearbeit gemacht. Ich musste also nur „Ich bekomme grade eine Panikattacke“ sagen und sie wusste genau, welche Antworten helfen würden.

Anker

Es ist mittlerweile bekannt, unser Geist und Körper Erinnerungen speichern und mit Emotionen verknüpfen. In bestimmten Situationen können wir uns das zunutze machen. Das gestern war so eine Situation. Der Satz, den sie mir zurief, war aus vorherigen Entspannungssitzungen so tief in mir verankert (daher der Name), dass mein „System“ (also Körper, Geist, Seele, alles was dazu gehört) automatisch entspannte. Meine Körperspannung löste sich wie auf Knopfdruck und ich konnte durchatmen und mich be-sinn-en. Ich holte einmal tief Luft, schnaufte aus, überließ Filou den Zügel und ließ ihn aus dem Bach klettern (hätte ich noch ans Lenken gedacht, hätte ich mir nicht das Knie am Baum gestoßen, aber man kann ja nicht alles gleich können 😉 ). Christine hatte mir im wahrsten Sinne des Wortes einen Rettungsanker zugeworfen.  Reue? So gar nicht. Ich bin über mich hinaus gewachsen, habe eine Grenze mehr gesprengt, und das Reiten durch den Bach war soooooo schön. Jederzeit wieder. Schau mal:

Genau solche Situationen sind der Grund, weshalb ich damals Coach geworden bin und weshalb ich diese Homepage aufgestellt habe.

Ich war jahrelang davon überzeugt, ich sei meinen emotionalen Zuständen hilflos ausgeliefert und sie würden mir auf ewig das Leben rauben und mich davon abhalten, die Dinge zu tun, die ich liebe. Natürlich ist das kein Aufruf zur absoluten Unvernunft.

Aber heute weiß ich: Ein Leben in Angst ist kein Leben. 

Wer würde das verpassen wollen?

Das könnte ich gar nicht groß genug schreiben. Paulo Coelho schrieb: „Das Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher. Aber dafür wurden Schiffe nicht gemacht.“ Und genau so ist es mit uns Menschen. Trau dich zu leben!

Wovor fürchtest du dich? Welche Strategien hast du schon ausprobiert, um deinen Mut zu steigern und wie hat es funktioniert? Lass mir einen Kommentar da 🙂

 

 

 

 

 

 

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