Rituale – oder: Ich hasse Meditation.
Meine Reise zur inneren Harmonie – Die wissenschaftliche Bedeutung von Kontinuität und Ritualen in Entspannungstraining und Meditation
Hallo ihr Lieben,
ich möchte heute anregen, über Kontinuität und Rituale in Entspannungstraining und Meditation und nachzudenken. Die tiefe Verbindung mit diesen Praktiken hat mein Leben positiv beeinflusst, und ich möchte euch einige wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, die die Bedeutung dieser Aspekte untermauern.
Die Macht der Kontinuität
Kontinuität spielt eine entscheidende Rolle beim Entspannungstraining bzw. Stressmanagement. Indem ich diese Praktiken regelmäßig in meinen Alltag integriere, habe ich eine bemerkenswerte Verbesserung meines Wohlbefindens erfahren. Aber warum ist das so?
Eine Studie* untersuchte die Auswirkungen von regelmäßiger Meditation auf die Struktur des Gehirns. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Zunahme der grauen Substanz in Gehirnbereichen, die mit Aufmerksamkeit, Emotionsregulation und Selbstbewusstsein in Verbindung stehen. Diese Veränderungen erklären, warum regelmäßige Meditation zu einer gesteigerten geistigen Klarheit und einer besseren Stressbewältigung führen kann. Und hier liegt auch schon ein wichtiger Hinweis: dieses Wachstum erfordert Zeit und Übung. Wir alle wissen inzwischen, dass die viele Bereiche unseres Körpers funktionieren, wie wir es von unseren Muskeln von früh auf gelernt haben: Was du nicht nutzt, das verkümmert und was du forderst, wächst. So läuft das auch mit unserem Gehirn. Letzteres ist übrigens auch der Grund, warum ihr bei Coaches immer von Glaubenssätzen oder Affirmationen hört. Ein Gedanke, den wir regelmäßig pflegen, macht aus einem Gedankentrampelpfad im Gehirn eine Gedankenautobahn. Da ist es doch irgendwie logisch, Gedanken zu pflegen, die Autobahnen zu guten Hormonen/Gefühlen herstellen statt Frustrationsautobahnen zu bauen… Wenn wir beim Meditieren in uns gehen und „nichts“ denken oder den Fokus auf nur eine Sache lenken, trainieren wir eben das: Fokus. Sein-Lassen. Entspannung.
Die Bedeutung von Ritualen
Rituale sind in vielen Kulturen als bedeutungsvolle Praktiken tief verwurzelt. Auch du kennst Rituale vermutlich aus deinem Alltag. Vielleicht ist es das Singen am Weihnachtsbaum jedes Jahr oder auch nur der Kaffee jeden morgen. Routinen und Rituale sparen uns Energie, weil wir sie automatisieren. Das kennst du vom Autofahren: anfangs überlegst du noch, wie man schaltet, irgendwann musst du nicht mehr drüber nachdenken, sondern kannst das sogar unbewusst erledigen. Dein Gehirn benötigt keine Energie mehr dafür, zu entscheiden, wann und wie du jetzt in den vierten Gang kommst. Das ist quasi abgelegt unter „einfach machen wenn aus Grund X notwendig“.
Im Entspannungstraining wiederum verleihen Rituale unseren Handlungen zusätzlich eine tiefere Bedeutung und ermöglichen uns, uns auf den gegenwärtigen Moment zu fokussieren. Wir können uns „einstimmen“, indem wir immer den gleichen Gong betätigen oder die gleiche Haltung einnehmen. Unser Körper speichert auch das ab und wird schon darauf konditioniert, sich in einen fokussierteren, entspannteren Zustand zu bringen. Dieser Effekt macht die wirkungen der Entspannungsübungen auch so gut abrufbar, wenn es außenrum mal stressig ist.
Wissenschaftlich betrachtet aktivieren Rituale spezifische Hirnareale und beeinflussen unsere emotionale und kognitive Verarbeitung. Eine Untersuchung** zeigte, dass Rituale das Gefühl von Selbstkontrolle fördern. Diese Komponenten machen in meinen Augen Rituale zu Psychohygieneinstrumenten von unschätzbarem Wert.
Die Symbiose von Kontinuität und Ritualen
Wie schon oben angestoßen: du putzt dir ja auch jeden Tag die Zähne (hoffe ich) – warum hältst du deinen Geist und deine Gefühle nicht genauso „sauber“? So viel prasselt auf uns ein, wie logisch ist es da, unserem Geist die regelmäßige Gelegenheit zu geben, das alles zu verarbeiten und etwas zu „detoxen“? Ich vergleich das gern mit meinem Büro oder Briefkasten. Jeden Tag kommt neue Post. Wenn ich nicht täglich einige Minuten aufwende, um sie auszusortieren, stapelt sie sich auf dem Tisch, bis ich den Überblick verliere. Stattdessen gebe ich mir die Gelegenheit, täglich zu überprüfen: Was kann weg? Was muss in die Ablage (Kurzzeit), was kann ich abheften und archivieren (Langzeit)? Diese Ordnung möchte ich auch in meinen Gedanken und Gefühlen. Deshalb ist es hilfreich, sich ritualisiert diese Zeit zu gönnen.
Die Kombination von Kontinuität und Ritualen in diesen Praktiken eröffnet also eine kraftvolle Symbiose. Wiederholte, rituelle Übungen verstärken die positiven Effekte und fördern eine tiefere Verbindung zu uns selbst und unseren Mitmenschen.
Und dann ist da noch die liebe Disziplin.
Warum steht hier eigentlich im Titel, ich hasse Meditation? Ich bin schon immer ein Kind des Chaos. Und ich bin auch schon immer jemand, der es schwer lernen musste, sich selbst zu organisieren. Ich liebe die Freiheit, und zwar ein wenig zu viel. Für mich sind Strukturen sehr anstrengend und einengend, aber auch ein sehr wichtiges sicheres Gerüst, um mein Leben zu meistern. Das musste ich mehrfach im Leben auf die harte Tour lernen. Nach dem Lernen kam das Umsetzen… und das dauerte. Wie bei einem Kind, das laufen lernt, fiel ich dabei immer wieder auf die Nase. Meditation zum Ritual zu machen, war der erste effektive Übungsraum dafür. (Anfangs war das noch ein: „Aber wenigstens 2 Minuten!!“) Ich habe Meditation gehasst, sobald mir klar war, wie wichtig sie für mich ist. Sobald ich mich bekannt hatte, das jetzt in einem bestimmten Turnus (3x / Woche, jeden Tag,…) zu machen. Ich bekam Platzangst vor meinem eigenen Commitment. Das Gute ist, ich hatte gelernt, dass Kontinuität Dinge erleichtert, ich wusste, dass meine Komfortzone wachsen würde und ich wusste auch, dass ein Ritualisieren von Meditation dazu führen würde, dass ich weniger Disziplin brauche, um mich dafür hinzusetzen. Und so ist es auch. Es gibt noch immer viele Tage, an denen ich vor dem Meditieren dieses Mit-Händen-und-Füßen-dagegen-wehren-Gefühl habe. Das geht aber währenddessen weg. Und danach geht es mir umso besser. Es ist wie beim Zähne putzen: du machst es einfach trotzdem – die drei Minuten hast du ja wohl. Und wenn es mehr werden, super.
Die regelmäßige Praxis ermöglicht es uns, die volle Wirkung unserer Techniken zu entfalten und sie in unseren Alltag zu integrieren. Gleichzeitig geben uns Rituale einen Ankerpunkt, um uns auf den gegenwärtigen Moment zu fokussieren und eine tiefere Verbindung zu uns selbst und unserer Umgebung herzustellen. Mehr über Rituale und die positiven Effekte von Entspannung werde ich euch hier noch liefern 🙂 Inklusive Praxistipps, versteht sich.
Bis dahin lade ich euch herzlich dazu ein, Kontinuität und Rituale in eure Entspannungs-, Meditations- und/oder Breathwork-Praxis zu integrieren. Es wird eure innere Wellness-Reise bereichern.
Viel Spaß beim Üben – und ihr wisst: wenn ihr Unterstützung möchtet, könnt ihr ein kostenloses Erstgespräch mit mir vereinbaren!
Eure Jessie von Coconuts & Horses 🥥🐴
Quellen:
- *Vestergaard-Poulsen, Petera; van Beek, Martijnc; Skewes, Joshuaa c; Bjarkam, Carsten R.b; Stubberup, Michaeld; Bertelsen, Jesd; Roepstorff, Andreasa c. Long-term meditation is associated with increased gray matter density in the brain stem. NeuroReport 20(2):p 170-174, January 28, 2009. | DOI: 10.1097/WNR.0b013e328320012a
- Tang, Y. Y., et al. (2015). The neuroscience of mindfulness meditation. Nature Reviews Neuroscience, 16(4), 213-225.
- **Tian, A. D., Schroeder, J., Häubl, G., Risen, J. L., Norton, M. I., & Gino, F. (2018). Enacting rituals to improve self-control. Journal of Personality and Social Psychology, 114(6), 851–876.
- Kang, Y., et al. (2016). The effects of mindfulness-based interventions on emotion regulation in social anxiety disorder. Journal of Anxiety Disorders, 40, 83-91.