Der Tunnelblick (Kaizen-Selbstliebe VIII)
Hallo lieber Kokospferdchenfreund,
wie ist es dir in der letzten Zeit ergangen? Meinen Corona-Spiritualitäts-Beitrag hast du ja vielleicht gelesen, dann bist du bei mir up to date. Falls nicht, kannst du hier noch einmal reinschauen.
Ich hoffe jedenfalls, bei dir ist alles prima – trotz Krise – und du hast fleißig deine Kaizen-Selbstliebe-Aufgaben gemacht. Wie ist es dir ergangen? Schreib mir gern unter linkejessica@yahoo.de oder hier in die Kommentare!
Heute musst du gar nicht viel üben. Heute geht es einfach nur darum, deinen Fokus kurz umzulenken bzw. ihn dir überhaupt bewusst zu machen.
Du kennst das doch sicher: in deinem Freundeskreis ist jemand bis über beide Ohren verliebt und plötzlich ist sein Leben von Grund auf wunderbar. Alle Probleme sind plötzlich wundervolle Herausforderungen, alle Kritik prallt ab, als hätte die Person einen Schutzpanzer aus Liebe und auch sonst ist die Welt einfach so unglaublich schön!
Tatsächlich ist dieser Schutzpanzer mehr ein hormoneller (oh nein, wie ernüchternd?) und der Rest den Filtern in deinem Freund geschuldet.
Filter? In diesem Fall hat der Filter sogar einen sprichwörtlichen Namen: wir nennen ihn „die rosarote Brille“. Egal was man betrachtet, man sieht (nur noch) die schönen Seiten daran. Schließlich kann man mit der neuen Freundin / dem neuen Freund alles schaffen! Und überhaupt muss man ja vom Glück gesegnet sein, so jemanden überhaupt gefunden (und „abbekommen“!) zu haben!
Im Gegensatz zu den rauschartigen hormonellen Extremwallungen haben wir diese Filter alle – und zwar immer. Sie suchen bedauerlicherweise sonst nur eben nicht die rosaroten Aspekte der Welt, sondern die, die uns vorinstalliert wurden. Zum einen von unseren Erfahrungen und den Menschen, die uns geprägt (geprägt!) haben und zum anderen von unserem Überlebensinstinkt. Wir wurden halt mal nicht in erster Linie geboren, um einen Löwen zu kuscheln. Unser Gehirn sucht da vernünftigerweise eher eine Fluchtmöglichkeit. Es ist ja vielzitiert, dass in der heutigen Zeit unser Gehirn auf alles Mögliche so reagiert, wie auf diesen Löwen. Bei mir zum Beispiel ist es das Auto fahren. Wenn ich mein Auto an einer Ampel abwürge, ist mein Gehirn offenbar der Meinung, hinter mir stünde ein Rudel Löwen und wenn ich das Auto nicht sofort wieder zum Laufen kriege, fällt es über mich her. Glücklicherweise ist das noch nicht passiert (anfangs würgte ich dann so oft ab, dass mich heute noch wundert, dass nicht wirklich einer zum Löwen wurde…). Diesen Filter hab ich lange, lange mit mir rumgetragen. Ampeln waren für mich „Gelegenheiten zur Blamage“ oder gar zur Verkehrsbehinderung. Da hilft nur üben, üben, üben und Arbeit an den Glaubenssätzen. (In meinem Fall half insbesondere auch die Erkenntnis, dass das trotzdem mal wieder passieren kann und deshalb nicht alles Üben den Bach runter gehen muss…)
Langer Rede kurzer Sinn: Ich empfehle dir heute, es dir aktiv zur Aufgabe zu machen, mal deine Sicht auf die Welt zu überprüfen. Durchaus so, wie beim Thema Glaubenssätze aufgegriffen, aber auch routinemäßig mal ein Big Picture draus zu machen. Bist du im Großen und Ganzen der Meinung, dass dein Weltbild ein positives ist? Gehst du davon aus, dass dir das Universum feindlich oder freundlich gesonnen ist? Und lohnt es sich nicht, umzudenken? Denn egal mit welcher Einstellung wir durch’s Leben gehen: Recht haben wir immer!
Schließlich gibt es Millionen von Menschen, deren Filter gräulich-trüb ist und die davon ausgehen, dass die Welt nun mal genau so ist. Wenn sie am Abend in den Spiegel schauen, war ihr Tag gräulich-trüb und die Menschen um sie herum alle unfreundlich und nervig (oder gar böse!).
Es gibt aber auch Millionen von Menschen, deren Welt filterbedingt knallbunt und aufregend ist. Sie lächeln sich am Abend im Spiegel zu, beglückwünschen sich für den grandiosen Tag und freuen sich auf die neuen und alten Menschen – und Erlebnisse – des Folgetages.
Beide Arten von Menschen könnten theoretisch exakt das gleiche Leben führen. Nur die Bewertung ist verschieden. Überleg dir, welche Farbe deine Brille haben soll. Und dann mach dir das bewusst. Wie gesagt, sind wir evolutionär nicht unbedingt darauf gepolt, deshalb ist mein Tipp:
Mach das regelmäßig.
Mach es sichtbar: ein Foto von einer bunten Brille an den Spiegel? Konfetti auf dem Frühstücksteller? Whatever, Hauptsache, dein Gehirn bekommt ein Bild, das es liebt).
Dann update das regelmäßig, damit es nicht irgendwann durch dein Gewohnheitsraster rutscht.
Falls du gar nicht erst weißt, wo du innerlich hin möchtest, schau mal über den Tellerrand. Such dir bewusst Menschen, die dich inspirieren und frag dich, was du an ihnen toll findest. Lies Bücher, die du vorher nie gelesen hättest (und hast), hör Musik, die bisher nicht in deinem Bewusstsein war. Fütter dich mit neuen Dingen und schau, was gern hängenbleiben soll. Und dann ab damit auf die Brille.
So viel zum Tunnelblick.
Das war es erst mal von mir für heute, ich hoffe, deine Woche ist … gewollt knallbunt!
Stay curious & lass dein Chi fließen <3
Deine Jessie