Meditation

Meditation (Kaizen-Selbstliebe VI)

Hallo liebe Leserin, lieber Leser,

wie geht es dir? Ich hoffe, du kommst gut durch die aktuelle Krisenzeit. Auch wenn man die Schrecken Coronas natürlich nicht herunterspielen darf, haben die Einschränkungen auch ihr Positives: wir haben viel Gelegenheit, nach innen zu schauen. Vielleicht hast du die letzten Beiträge der Selbstliebe-Challenge schon gelesen oder gar umgesetzt – wenn nicht, ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um damit anzufangen. Wenn du Feedback oder Fragen hast oder sonst Unterstützung benötigst, schreib mir gern einen Kommentar oder eine Mail!

Dieser Artikel befasst sich wie angekündigt mit einem Thema, das in den letzten Monaten und Jahren extrem gehyped wird: Meditation. Viele Vorteile und Wirkungsweisen werden oft aufgezählt und sind inzwischen bekannt:
– Entspannung
– Gesundheit
– Resilienz
– besserer Schlaf
– besserer Fokus
– weniger Ängste und „Negativitätsschleifen“ im Kopf
– mehr Kreativität
– …

Das ist auch alles toll. Trotzdem scheuen sich viele davor, Meditation ernsthaft zu versuchen. Warum?

Ich glaube, weil auf zwei Dinge nicht hingewiesen wird. Und diese beiden scheinen erstmal völlig paradox:

  1. Spaß
  2. Kein Spaß / Unangenehme Gefühle / Schatten

Genauer:

  1. Meditation macht Spaß. Es sieht natürlich völlig unspektakulär aus, wenn jemand da so rumsitzt oder gar rumliegt und in sich geht. In dieser Person mag es aber eben ganz anders aussehen. Denn an manchen Tagen ist Meditation einfach schön. Völlige Stille klingt nicht so super, ist aber sehr, sehr angenehm, wenn man sich darauf eingelassen hat. Manchmal ist es ja auch nicht völlige Stille, sondern wunderschöne innere Bilder. Oder ein Mantra oder Musik, auf die man sich vollkommen einlässt. Eine Kerzenflamme, die den gesamten inneren Raum einnehmen darf.
  2. Meditation macht manchmal eben auch keinen Spaß. Und gerade der Einstieg fällt oft schwer. Es kann extrem unangenehm werden, wenn alle Gedanken und Gefühle hochblubbern, die man eigentlich grade nicht haben möchte. Man lernt dabei aber etwas ganz, ganz Essentielles: aushalten. Eine Kunst, die wir in unserer vielzitierten Konsumgesellschaft völlig verlernt haben und die für unser Glück eigentlich unabdingbar ist. Interessanterweise zeigt sich das gerade jetzt in der Corona-Krise auf beeindruckende Weise. Menschen bekommen eine Kontaktsperre, müssen zuhause bleiben und drehen völlig durch. Ich spreche nicht von denen, die in einer kleinen Wohnung um ihren Job bangen müssen und bei denen der Haussegen schief hängt, die aber ihren „Lieben“ jetzt nicht mehr aus dem Weg gehen können. Ich spreche von denjenigen, die in einem Haus mit Garten sitzen, ins Homeoffice gehen können und so daran gewöhnt sind, ihre aufkommenden negativen Gefühle wegzubetäuben (ein Gläschen Wein, eine Tafel Schokolade, eine Party, …), dass sie jetzt die Krise kriegen, weil sie mit ihren eigenen Schatten daheim sind und sich selbst auf den Keks gehen. Natürlich bediene ich mich hier ein wenig an Klischees, aber ich denke, du verstehst, worauf ich hinaus möchte.
    Wie viel leichter wäre es, wenn man ans „mit sich selbst sein“ gewöhnt wäre?
    Wie viel leichter wäre es, wenn Alleinsein keine Einsamkeit bedeutete?
    Wie viel leichter wäre es, wenn man darin geschult wäre, einfach mal sitzen zu bleiben und eine unangenehme Situation mit all den Gefühlen, die sie mit sich bringt, auszuhalten?
    Wie viel leichter wäre es, im tiefsten Kern deiner selbst zu wissen, die Angst geht vorüber?

    Das zu lernen, macht nicht immer Spaß (aber eben sehr oft!). Aber es birgt viele Erkenntnisse. Nämlich die, dass unangenehme Erfahrungen zum Leben gehören. Und die, dass man daran auch wachsen kann, dass man in der Lage ist, solche Momente zu meistern.
    Kann man sich dieses Wissen nicht anlesen? Andiskutieren? Bewusst machen?
    Doch, kann man. Aber dann hat man es eben nicht am eigenen Leib erfahren. Das geht nur in der realen Probe und dieses Selbst-Erfahren kann Meditation eben gewährleisten. Deshalb bleiben meiner Meinung so viele Menschen daran hängen. Weil sie ihre eigenen Fähigkeiten finden. Weil sie ein zeitloses, liebevolles und zufriedenes Selbst entdecken, von dem sie vorher gar nichts wussten.

Neugierig geworden? Trotz allem oder gerade deswegen entschlossen, als Lichtkrieger mit deinen Schatten zu sprechen? Das kann man sehr leicht und angenehm starten.

Folgendes kann, muss aber nicht, dein Grundsetting sein:

  • Schau, dass du Zeit und Ruhe hast (Handy aus, Familie spazieren schicken (Scherz! Schau einfach, dass keiner reinplatzt), …). Falls du dir einen Wecker stellst, nimm vielleicht nicht gerade einen Heavy-Metal-Song, falls du einschlafen solltest. Setz dir dennoch bewusst das Ziel, nicht einzuschlafen, damit dein Unterbewusstsein bestmöglich gepreppt ist.
  • Such dir eine bequeme Position im Sitzen oder Liegen, möglichst so, dass du deine Arme locker neben den Körper hängen lassen oder legen kannst. Achte auf die Umgebungstemperatur. Im Kalten entspannt es sich sehr schwer. Auch eine Kuscheldecke ist okay. Falls du dich wunderst, warum viele Lehrer / Internetseiten / Audios eine Anweisung entweder zum Liegen oder zum Sitzen geben, liegt es daran, dass ihre Meditationen oft einem bestimmten Zweck folgen. Das ist hier beim Einstieg aber gerade (noch) nicht der Fall.
    Egal ob du sitzt oder liegst: versuch, entspannt und gerade zu bleiben und weder Beine noch Arme zu überkreuzen. Wenn deine Haltung nicht perfekt ist, verkrampf nicht. Erzwinge nichts. Es soll nur nicht ungesund werden (man möchte sich ja keinen Rundrücken anmeditieren oder sowas). Tipp: Bequem geht nur, wenn deine Kleidung auch bequem ist!
  • Zur Meditation selbst hast du mehrere Möglichkeiten. Wenn du eine geführte Meditation möchtest, gibt es Meditationslehrer (unter Anderem mich 😉 ), Apps oder YouTube-Kanäle. Wenn du nicht allein üben möchtest, kannst du auch in ein Meditationszentrum oder eine Gruppe gehen. Meine Empfehlung ist am Anfang tatsächlich ein Lehrer oder vieeeeel Recherche, welche Apps und Kanäle wirklich gut sind, denn es gibt inzwischen soooo viele und nur einige davon sind geschult und geeignet. Auf meinem eigenen Kanals wird es, sofern es die Technik zulässt, bald einige Kurzmeditationen geben. Wenn es so weit ist, hörst du davon in meinem Newsletter 🙂

Falls du dir noch keinen Lehrer suchen, sondern dich erst einmal einfühlen möchtest, können wir vielleicht folgende Übungen helfen. Für alle Übungen gilt: stell dir am besten einen (sanften) Wecker. Du kannst dir hierfür einen Klangschalen- oder Glockenton suchen. Vielleicht hast du von Menschen gehört, die stunden- oder tagelang meditieren. Ich empfehle dir für den Anfang – je nachdem wie ungeduldig du bist – 3-5 Minuten. Wichtig ist, dass du das regelmäßig machst. Nur dann wird das Meditieren auch dauerhaft positive Auswirkungen auf dich und deinen Alltag haben. Wenn du merkst, dass du mit 5 Minuten gut zurechtkommst, erhöhst du auf 10 und so weiter…

Die Grundregeln sind:
Alles, was kommt, ist in Ordnung.
Wenn Gedanken oder Gefühle hochkommen, ist das normal. Bewerte sie nicht. Sie gehen irgendwann wieder. Du nimmst sie wahr und führst deinen Fokus wieder zum Meditationsgegenstand zurück.

Nach der Meditation:
Werde dir kurz deiner Erfahrung bewusst. Nimm die neu gelernten Fähigkeiten (Klarheit? Fokus? Anderes?) und Gefühle (Sicherheit? Ruhe? Anderes?) mit in dein Leben. Dann stell bitte sicher, dass du wieder richtig fit im Alltag ankommst. Vielleicht möchtest du dich einmal kräftig strecken oder du machst, wenn dein Kreislauf fit ist, ein paar Hampelmänner. Verlass dich auf dein Gefühl.

Viel Spaß mit den drei Basic-Übungsvorschlägen:

  • Atemmeditation

    Wie der Name schon sagt, fokussierst du dich hierbei auf deinen Atem. Versuche, ihm so genau wie möglich nachzuspüren. Nimm einige bewusste Atemzüge, möglichst tief und ruhig. Konzentrier dich mit jedem Ausatmen auf das Gefühl der Entspannung. Du kannst jetzt deinen Alltag einfach mal kurz „sein lassen“. Jetzt folgst du deinem Atemgefühl, nimmst wahr, wie der Luftstrom kühl durch deine Nase einströmt… durch deinen Hals fließt… in deine Lungen… bis in deinen Bauch, der sich gleichmäßig hebt und wieder senkt… wie die Luft erwärmt wieder den Weg zurück durch deinen Körper findet…
  • Kerzenmeditation
    Auch hier ist der Name Programm. Du zündest dir eine Kerze an und versuchst, dich nur auf ihre Flamme zu fokussieren. Wie genau sieht sie aus? Flackert sie? Steht sie ruhig? Wenn deine Gedanken wandern, holst du sie sanft wieder zurück.
  • Himmelmeditation / Gedanken
    Wenn du merkst, dass dir immer wieder zu viele Gedanken dazwischen kommen, kannst du dir einfach einen Himmel vorstellen. Jeder Gedanke, der dir in den Sinn kommt, ist ein Wölkchen. Vielleicht kommen auch große, beängstigende Gedanken – das sind dann eventuell große, dunkle Wolken an deinem Himmel. Du beobachtest sie einfach nur und lässt sie ziehen. Du kannst sie dir anschauen, ihnen mit deinem Blick kurz folgen. Du bewertest sie nicht. Sie dürfen ziehen. Mit etwas Übung wird dein Himmel immer wolkenfreier…

Lass mich gern wissen, wie es dir mit diesen Übungen ging! Ich freu mich auch, wenn du deine Erfahrungen in der Kommentarfunktion mit anderen teilst und sie damit ermutigst 🙂

Im nächsten Beitrag befassen wir uns übrigens mit der Frage nach Oneness und dem Gift der Selbstliebe: dem Vergleich!

Bis dahin – stay curious & wash hands,
deine Jessie <3

WICHTIG: An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass meine Texte und Übungsvorschläge weder einen Arzt noch einen Heilpraktiker ersetzen oder in irgendeiner Weise therapeutischen Wert haben. Wenn du feststellst oder im Vorfeld bereits festgestellt hast, dass du nicht gut mit aufkommenden Gefühlen umgehen kannst oder Probleme damit hast, dann scheu dich bitte nicht, dir professionelle Hilfe zu suchen. In diesem Fall solltest du diese Übungen auch überspringen bzw. nur in Absprache mit deinem behandelnden Arzt durchführen.

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