
Ich hab’s getan. Ich war bei Esther Paulus‘ zweitägigem Horse-Talk 1-Seminar. Für mich war das eine doppelt und dreifach spannende Angelegenheit. Andererseits, für wen wäre es das nicht? Mit Pferden sprechen?

Vielleicht sollte ich direkt zu Anfang erwähnen, dass ich mein (mir selbst) erklärtes Ziel auf diesem Seminar noch (!) nicht erreicht habe. Auch nach diesen beiden Tagen bin ich nicht zu 100% von der Grundannahme überzeugt, man könne mit Pferden so „richtig“ sprechen. Aber da muss schon irgendwie etwas dahinter stecken, das wurde sehr klar. Tatsächlich bin ich trotz meiner Offenheit ein sehr großer Skeptiker, der immer 1000 Beweise für alles braucht. Bei meinen Recherchen bin ich über eine überraschend große Anzahl von Pferdemenschen gestolpert, die mit ihren Pferden kommunizieren, oder „ihnen Bilder schicken“, um Resultate zu erzielen. Aber ich brauch zum völligen Glauben und Vertrauen in dieser Hinsicht offenbar ein wenig mehr Zeit. Ist ja auch in Ordnung, denn Blut geleckt habe ich allemal!
Profitiert habe ich von diesem Seminar enorm (und mich deshalb direkt für Horse Talk 2 angemeldet). Einen kleinen Seminarbericht möchte ich euch nicht vorenthalten:
Tag 1
Wir starten am ersten Tag wie das bei Seminaren nun einmal so ist. Esther stellt sich vor und erzählt uns ihre Geschichte und auch, wie sie aufs Pferdeflüstern gestoßen ist und ihre Methode entwickelt hat. Sie gibt uns zunächst Grundannahmen über das Wesen Pferd mit auf den Weg, sozusagen als Arbeitsgrundlage. Ich denke, diese sorgen beim ein oder anderen Menschen bereits für Skepsis – oder aber für Aha-Effekte. Bei mir ist es in diesem Fall beides. Mein Interesse ist so richtig geweckt.
Da ich selbst als Entspannungscoach bereits viel Erfahrung mit der Arbeit mit verschiedenen Bewusstseinszuständen habe, ist die Tatsache, dass das nächste Kapitel im Seminar sich genau damit befasst, für mich sehr logisch und quasi ein Geschenk. Wie sich herausstellt, soll meine Erfahrung in diesem Bereich für mich noch äußerst wertvoll sein. Jeder, der sich noch nicht damit befasst hat, wird von Esther in diesem Seminar über die Notwendigkeit des Zustandsmanagements in der Pferdekommunikation (und im Leben) ausführlich aufgeklärt und lernt es bei ihr von der Pike auf.
Damit der dann glücklich-entspannte Teilnehmer auch weiß, wofür er seine neuen Fertigkeiten nun anwenden kann, gibt Esther im folgenden eine ganze Reihe Tipps, wie man den Beziehungsaufbau mit einem Pferd gestalten kann und welche Fehler dabei zu vermeiden sind. Damit das auch auf „üblicher“ Ebene ohne Missverständnisse abläuft, erklärt sie uns nicht nur die Körpersprache des Pferdes, sondern auch die Körpersprache des Menschen und vor allem deren Auswirkungen auf das Verständnis des Pferdes von dem, was wir tun oder gar von ihm wünschen. Die Gruppe – inklusive mir – scheint großen Spaß an diesem Teil des Seminars zu haben. Esther macht das sehr anschaulich und wir dürfen Beispielfotos unserer „eigenen“ gewohnten Herde analysieren. Das ist allein deshalb spannend, weil unerwarteterweise eben nicht jede Reaktion von uns Menschen auf die Gesichtsausdrücke „unserer“ Pferde gleich oder gar eindeutig ausfällt. Es tut sich Raum für Diskussion auf, der uns wohl alle zum Nachdenken anregt.
Diese Stimmung lässt sich in einer anschließenden praktischen Tranceübung perfekt aufgreifen. Zusätzlich hat das den Vorteil, dass wir danach alle wieder etwas frischer im Kopf sind. Esther schließt mit viel Information zum Thema Tierkommunikation und mit der Überlegung, was man denn letztendlich von seinem Pferd wissen wollen könnte. Schließlich wäre es nicht schlecht, wenn wir wissen, was wir unser Pferd fragen wollen – wenn es uns dann endlich mal sagen kann, was es sich wünscht.

Der erste Tag geht nach einer weiteren kleinen Vorbereitungsübung zu Ende und jeder nimmt seine Gedanken mit nach Hause.
Tag 2
Wir starten mit einem kurzen Review von gestern und mit einem Diskussionsründchen. Die gestrigen Inhalte haben über Nacht gearbeitet und Halbsätze wie „ging mir nicht aus dem Kopf“ und „hat mich nicht losgelassen“ finden immer wieder ihren Weg ins Gespräch – nicht zuletzt durch mich. Der erste Tag war fesselnder als ich gedacht hatte.
Heute hingegen dürfen wir das Denken großteils bleiben lassen, denn es wird hauptsächlich geübt. Wir machen diverse verschiedene praktische Übungen, allerdings alle noch ohne Pferd. Die letzte jedoch wird unser erstes Gespräch mit einem Pferd darstellen. Diese erste Kommunikation wird dann in der Gruppe besprochen. Jeder darf über Schwierigkeiten, Erfolge, Bedenken erzählen und wir tauschen uns über die heutigen Erfahrungen aus. Esther erklärt, wo Fragen auftauchen und hilft mit Lösungsansätzen wo sich Probleme ergeben. Ich für meinen Teil bin irgendwie… erschüttert, denn ich fühle mich nicht, als hätte ich den heiligen Gral gefunden. Alles fühlt sich so normal und natürlich an. Als ich nach meiner Kommunikationserfahrung gefragt werde, habe ich eine Menge zu berichten. Ich plappere heraus, was Tiziano mir so über sich verraten hat, wo aktuell ein Schühchen drückt und wie er das am liebsten gelöst hätte. Erst beim Erzählen merke ich, wie unheimlich gut das offenbar geklappt hat, denn all das war mir neu. Bereits an diesem Abend wird mir gleichzeitig klar, dass das Bloggen darüber nicht so einfach werden würde, denn ich was „mein“ Pferd mir erzählt, möchte ich dann doch nicht der ganzen Welt ausplaudern. Und damit stehe ich wieder an diesem Punkt, der mich selbst im Seminar auch so nüchtern bleiben ließ: Wie soll man das denn jetzt beweisen? Oder gar bewiesen haben? Ist das alles real?
Was mich beruhigt, ist, dass wir Fallbeispiele vom eigenen Hof durchgesprochen haben, die für mich Beweise sind. Und die Tatsache, dass ich Esther gut kenne und weiß, dass sie ein grundehrlicher und smarter Mensch ist. Sie ist voller Überzeugung für das, was sie da tut. Aber ob ich je an den Punkt komme, für mich persönlich genau so überzeugt zu sein, dass meine Gespräche mit Tiziano echt sind? Esther verspricht: „Pferdeflüstern kann man lernen“. Und es scheint ja auch zu funktionieren. Hatte ich ein schriftliches Dokument mit Hufabdruck erwartet, auf dem steht: „Ich, Tiziano, verstehe dich. Deshalb habe ich ja auch geantwortet.“? Ich bin nach wie vor zumindest beeindruckt genug von meinem Gespräch mit Tiziano, dass ich mich direkt zum nächsten Seminar anmelde.
Habt ihr mal ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie kommuniziert ihr mit eurem Tier? Schreibt’s mir in die Kommis, ich freu mich über jeden einzelnen Bericht, der mir ein wenig mehr „Push“ für dieses Konzept gibt (aber natürlich auch über eure Bedenken und Fragen)!
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Nachtrag 2 Wochen später: Ich hab, wenn auch zu wenig, ein bisschen noch die Kommunikation mit Tiziano geübt. Das „heiliger Gral“-Gefühl hat sich immer noch nicht eingestellt (vielleicht aber, überlege ich inzwischen, weil alles so natürlich abläuft), aber es lässt sich nicht leugnen, dass bestimmte Dinge mit Tizi besser funktionieren, nachdem ich mit ihm drüber „gesprochen“ habe. So ganz sicher, dass ich nicht einfach ’nen Knacks weg habe, bin ich natürlich nicht. Aber ich freue mich mehr und mehr auf Horse-Talk 2. Und werde natürlich berichten.