Körpergefühl

Körpergefühl

Was ist „Körpergefühl“ und warum ist es so wichtig im Umgang mit Pferden?

Eigentlich ist das Wort ja recht selbsterklärend. Dazu kommt, dass das wohl jeder für sich selbst definieren muss. Im Grunde geht es darum, wie du dich in deinem Körper fühlst, aber auch darum, wie gut dein Gefühl für deinen Körper ist, also dafür, wie du mit ihm umgehst. Dass du ein gutes und positives Körpergefühl hast und auch lebst, erkennst du zum Beispiel an folgenden Punkten

  • Du kannst deine körperlichen Fähigkeiten gut einschätzen.
  • Du fühlst dich gut/wohl in deinem Körper oder „eins mit deinem Körper“ und kennst seine Bedürfnisse, weißt also, was dir gut tut, was sich gut anfühlt und was nicht.
  • Du nimmst deinen Körper als ein wunderbares Werkzeug zum Entdecken der Welt wahr, denn alles Erleben funktioniert ja zunächst über deine Sinne.
  • Du kannst gut mit diesem Werkzeug Körper umgehen:
    • Du hast ganz natürlich eine gute Haltung
    • Du kannst dich gut ausbalancieren
    • Du kannst deinen Körper gut koordinieren
  • Du kannst körperliche Nähe gut zulassen und genießen, kennst aber auch deine Grenzen und kannst sie nach außen hin signalisieren und kommunizieren.

All das hat übrigens auch eine starke Wechselwirkung mit Selbstliebe und Selbstbewusstsein. Menschen, die sich in und mit ihrem Körper wohl fühlen und ihn auch zu nutzen wissen, fühlen sich sicherer im Umgang mit ihrer Außenwelt. Sie sind in sich gefestigt und lassen sich nicht so leicht aus der Bahn werfen. Ein gutes Körpergefühl spielt also nicht nur im Alltag, sondern auch im Umgang mit Pferden eine große Rolle!

Aber warum?

Das ist eigentlich ganz einfach. Zum einen brauchen Pferde eine konsequente und damit sichere Führung. Zudem sind sie sehr sensibel und nehmen Stimmungen und Gefühle ihres Nächsten sehr leicht wahr – und auf.
Jemand, der mit sich selbst Probleme hat und in spannenden Situationen schnell unsicher wird, überträgt auch genau das auf das Pferd. Jemand, der sich nicht ausbalancieren kann, wird spätestens beim Reiten auch sein Pferd aus dem Gleichgewicht bringen. Jemand, der sich nicht koordinieren kann, wird sein Pferd bei der Bodenarbeit bestenfalls verwirren, denn er kann sich nicht schnell genug an seine Reaktionen angleichen, geschweige denn sie beeinflussen. Und auch hier ist ein unerschütterliches Selbstbewusstsein unerlässlich. Immerhin bist du das Leitpferd. Dein Pferd muss dir Vertrauen schenken und sich auf deinen Schutz verlassen können. Das geht nur, wenn du selbst(-)sicher bist. Das strahlst du dann auch aus. Und zwar auch über deinen Körper.

Was kann ich für mein Körpergefühl tun? 

Du kannst es schulen. Wie so ziemlich alles am Menschen lässt sich das Körpergefühl sehr gut trainieren. Pferdemenschen wissen das eigentlich, denn sie tun es ständig. Aber eben beim Pferd. Da wir das Pferd als ein „fremdes“ Wesen kennen lernen, lernen wir von Grund auf, welche Bedürfnisse es hat. Wir lernen, dass es nicht gemacht wurde, um Lasten auf dem Rücken zu tragen, dass wir es also erst trainieren müssen, damit das funktioniert. Die Tatsache, dass unsere Wirbelsäule auch nicht in erster Linie zum Federn auf dem Pferderücken gemacht wurde, vergessen wir dabei schnell. Wir verstehen, dass das Pferd lernen muss, unser Gewicht auf dem Rücken in verschiedenen Gangarten auszubalancieren. Dass unser Körper aber auch in den wenigsten Fällen bereits darauf trainiert wurde, durch millimeterkleine Bewegungen Gewicht zu verlagern, und das noch in Bewegung!, vergessen wir gern. Wenn wir fein mit unseren Pferden arbeiten wollen, müssen wir Feinheit beherrschen. Und das geht am besten, indem wir uns auf möglichst vielfältige Art und Weise schulen und viele Fertigkeiten immer weiter entwickeln. Auch vom Boden aus. Je besser wir uns außerhalb des Reitstalls vorbereiten, desto weniger Last schütten wir über unser Pferd. Hier einige Ideen, die ich im Laufe der Zeit in weiteren Blogartikeln genauer betrachten werde.

Balance

  • klassisch: Übungen auf dem Schwebebalken oder Stangen / Baumstämmen
  • Yoga!
  • Übungen auf speziellen Balance Boards, die in vielen Fitnessstudios zu finden sind, aber auch günstig online erhältlich.
  • Was mich wirklich begeistert: Übungen auf der Slackline, die sich durchaus auch zwischen zwei Bäumen auf einem Reiterhof anbringen lässt (oder direkt mit Gestell).
  • Vom Pferd aus: Alle Übungen, die die Arme mit einbeziehen, Damensitz, Voltigieren, Übergänge, Reiten ohne Sattel, Geländeritte in unebenem Gelände,…
Je mehr Balance, desto weniger Equipment ist notwendig. Mehr Freiheit für beide!

Koordination & Reaktionsgeschwindigkeit

  • Auch hier steht die Slackline ganz oben auf der Liste
  • Ebenso wie Yoga
  • Alle Ballsportarten, Federball, Badminton, Jonglieren, …
  • Seilspringen
  • Mit Pferd: Bodenarbeit!
  • Vom Pferd aus: Voltigieren, Stangenarbeit, Springen

Körperwahrnehmung 

  • Achtsamkeitsübungen (Progessive Muskelentspannung nach Jacobson, Momentaufnahmen (Was spüre ich gerade jetzt? Wo? Wie fühlt es sich an? Ist es angenehm?), Wie viele Dinge nehmen ich gerade wahr – mit allen Sinnen?)
  • Massagen (bekommen oder sich selbst massieren)
  • Alle Arten von Sport, insbesondere Yoga
  • Hier lässt sich auch gut mit Wellnessvarianten herumprobieren. Da die Branche so boomt, gibt es inzwischen unzählige (…unzählige!!!…) Arten der Wellnessanwendungen. Die meisten davon haben irgendetwas mit dem Körper zu tun. Viele sind überraschend effektiv, wenn man mal den „Das ist doch Schwachsinn“-Moment überwunden und sich darauf eingelassen hat. Wer sich also von Zeit zu Zeit etwas gutes tun möchte, ist eingeladen, sich auf diesem Sektor auszutesten – positive Effekte in Richtung Körperwahrnehmung haben doch die meisten Behandlungsarten. Zumindest, wenn man mit dieser Art von Fokus an die Sache herangeht. Das wiederum natürlich ohne Erwartungsdruck.
  • Barfußpfade

Update 24.08.2017: Einen Anfang durch Physiotherapie für Reiter haben wir übrigens inzwischen schon auf unserem Hof gemacht!

Was tut ihr so, um euch und euren Körper zu schulen? Wie hat es euer Leben und eure Sicht auf die Dinge verändert? Hinterlasst mir gern einen Kommentar!

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